Sie werden oft übersehen, oder aus Unsicherheit nicht mit einbezogen. Kinder krebskranker Eltern brauchen Hilfe, um mit der Situation und der Veränderung in ihrem Leben umzugehen!
Diagnose Krebs bei einem Elternteil: 150.000 - 200.000 Kinder und Jugendliche sind jährlich davon betroffen, und die Hilfsangebote sind leider noch rar gesät. Bei 30% dieser Kinder tritt eine Angststörung, Lernstörung, psychosomatische Beschwerden oder eine Depression auf. Dabei fühlen sich die Eltern hinsichtlich der Kommunikation mit den Kindern oft allein gelassen und würden sich bessere Unterstützung z.B. durch Ärzte wünschen. Die Stabilität des häuslichen Umfelds gerät ins Wanken, wenn die Mutter mit der Diagnose konfrontiert wird und sich Therapien unterziehen muss. Die Annahme, dass man dies vor einem Kind verbergen kann, ist falsch. Vielmehr verlieren Kinder das Vertrauen, wenn man ihnen nicht die Wahrheit sagt, denn sie erleben und erfahren ja, dass nicht mehr alles in Ordnung ist.
Sabine Brütting ist Gestalt-Therapeutin und hat in Frankfurt/ Main eine Praxis für Psychotherapie. Sie unterstützt Kinder und Familien, in denen ein Elternteil an Krebs erkrankt ist. Sie wurde von Ursula Schlager für ein Tagesseminar eingeladen, um den ehrenamtlichen Hospizhelferinnen für diese Aufgabe das Rüstzeug mitzugeben.
Die Gründe, warum Kinder in den Familien nicht hinreichend über die Diagnose und deren Folgen informiert werden, sind vielfältig. Für die kindliche Entwicklung ist Vertrauen zu den engsten Bezugspersonen extrem wichtig, und Ehrlichkeit ist die Basis dafür. Deshalb wurden in der Gruppe die Möglichkeiten für eine altersgerechte Kommunikation erarbeitet und anhand von Beispielen aus der Praxis von Sabine Brütting vertieft. Redet man nicht mit ihnen darüber, dann entwickeln Kinder eigene Erklärungen und leiden unter Schuldgefühlen oder unbegründeten Ängsten, wie der Angst vor Ansteckung.
In Bereichen wie Kindergarten oder Schule oder auch in bestimmten Situationen zuhause brauchen Kinder eine „krebsfreie Zone“, das heißt einen Raum, in dem das Leben „ganz normal“ weiter geht. Auch wenn sie es sich selbst äußerlich nicht anmerken lassen – nämlich, um die Eltern zu schonen – wissen Kinder oft darüber Bescheid, dass der oder die Kranke sterben wird. Dass sie in dem Fall die Chance haben, Abschied zu nehmen, ist sehr wichtig.
Mit der Geschichte einer Libelle, die aus der Welt der Käfer unter Wasser in die Welt über Wasser eintritt, dabei eine andere Gestalt annimmt und nicht mehr zurück kann, um ihren Gefährten alles zu erklären, kann man anschaulich machen, dass es eine andere Welt gibt, in die man hinüberwandern und niemals zurückkommen kann.
Eine Literaturliste mit Büchern für verschiedene Altersgruppen, die von Sabine Brütting ausführlich vorgestellt wurden, rundete das Programm ab. Zum Thema Brustkrebs gibt es sogar eine App „Der Zauberbaum“.
Besonderen Anklang bei den elf Teilnehmerinnen fand ein Ratgeber mit dem Titel „Was jetzt für Dich wichtig ist“, der von Jugendlichen für Jugendliche, deren Eltern an Krebs erkrankt sind geschrieben wurde. Er kann über den Verein „Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V.“, für den auch Sabine Brütting tätig ist, unter hkke.org bezogen werden. Die Jugendlichen sprechen sehr bewegend aus eigener Erfahrung und machen anderen Mut, denn das Leben geht für sie weiter. Sie haben andere Dinge gelernt als ihre Altersgenossen, aber sie sind trotzdem „ganz normale“ Jugendliche geblieben.